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Guten Abend!


Entschuldigung, der letzte Newsletter sollte die Nummer 12 tragen statt der „21“. Der vorliegende trägt nun die Nummer 13. Numero est omen? Für Widuland und Dr. Radermacher könnte es so sein.

Kohle-Hochofen für Stahl


Die Widuland-Studie liegt jetzt im Original vor – und schon die erste Durchsicht fördert ein verheerendes Ergebnis zutage. Daraus sollen hier nur ein paar Kostproben genannt werden.

Auf Seite 9 lesen wir:

Da die Energie für die Stahlproduktion primär aus fossilem Koks stammt, fallen für die Produktion von 1 t Rohstahl etwa 2 t CO₂ an (3), (6), (7).

Kommentar:
Mit dieser Aussage wird der Grundstein für eine grundlegende Fehleinschätzung der Emissionen gelegt. Stahl kann grundsätzlich auch auf der Grundlage des Einsatzes erneuerbarer Energien erzeugt werden.
Zum Stand der Entwicklung von „grünem Stahl“
https://detektor.fm/wissen/mission-energiewende-gruener-stahl
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/gruener-stahl-thyssenkrupp-100.html
Daher ist es grundsätzlich unseriös, für ein Bauwerk, das erst in 10 Jahren Stahl benötigt, CO₂-Werte alter Produktionsformen anzusetzen. Setzt man grünen Stahl für den Bau an, so bricht das gesamte Gutachten wie ein Kartenhaus zusammen!

Diesel-Laster für 2033

Auf Seite 18steht in Anmerkung 9:

Für den Erdaushub wurde der CO₂-Fußabdruck je Kubikmeter berechnet, indem Annahmen über den Abtransport mit gängigen Baufahrzeugen gemacht wurden. Es wurde unterstellt, dass der Transport über eine Entfernung von durchschnittlich 10 km erfolgt und dass die Fahrzeuge für diese Strecke je m³ Aushub rund 0,5 l Diesel
verbrauchen.

Kommentar:
Wenn die Bundesregierung richtig agiert, werden diese Lastwagen im Jahre 2033 mit grünem Strom fahren. Denn für Kurzstrecken eignet sich Elektromobilität bestens und wird bald verfügbar sein. Nur für Langstrecken wird noch lange mit fossilen Energien gefahren werden müssen, weil Wasserstoff zu teuer ist und Batterien zu schwer sind.

Radermacher kennt die Eisenbahn?

Wie viel Radermacher von Eisenbahn vor Ort versteht, kann man auch hier lesen:

Seite 31:
Auf der Basis des Vorschlags von WiduLand sind keine Änderungen im Streckenabschnitt Hamm – Bielefeld erforderlich.

Kommentar:
Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass das nicht zutrifft. Auf den Gütergleise sind bald Schienen, Weichen und Elektrifizierung zur Erneuerung fällig, diese wird mit dem Umbau erspart. Daneben sind die heutigen Personengleise überlastet und Regionalzüge und ICE müssen getrennt worden, damit sie sich nicht behindern. Dafür müssen die Gütergleise entweder für 200 km/h umgebaut oder mit Bahnsteige versehen werden. Es ist durchaus gefährlich, als Professor Aussagen nachzuplappern und darauf Berechnungen aufzubauen. Und das ist nicht die einzige Stelle, an der das geschieht.

Zur Ehrenrettung sei gesagt: Die Ausführungen zu Bahnsteigen sind zutreffen, aber sie haben keinerlei Sinn in einem Gutachten über diese Neubaustrecke, denn weder Schüßoler Plan noch der_Widuland-Vorschlag enthalten auch nur einen Bahnsteig.

Sinnlose Spekulationen

Ab Seite 32 verstrickt sich Professor Radermacher dann heillos in Spekulationen. Diese beruhen darauf, dass der Energiemix des Jahres 2019 den CO₂-Ausstoß der elektrischen Bahn von 2043 maßgeblich sei (vorher wird kein Zug fahren!). Radermacher spekuliert, dass eine Million Reisende mehr gewonnen werden könnten, rechnet im Ergebnis aber nicht aus, wie hoch die Einsparung ist. Stattdessen werden CO₂-Werte des Baues pro Kilometer Neubaustrecke auf neue Fahrgäste pro Kilometer Neubaustrecke umgelegt. Der kardinale Fehler: Die neuen Fahrgäste fahren durchschnittlich 250 Kilometer weit und also 170 Kilometer auf schon vorhandenen Strecken und sparen auch dort Pkw-Energie. Der Wert von Radermacher ist viel zu hoch.

Und: Radermacher setzt sich mit keinem Wort mit dem Abschlussbericht zum Deutschlandtakt auseinander, der genau die gleichen Überlegungen anstellt, nur aufgrund einer umfassenden Abschätzung des Verkehrszuwachses. Dieser Abschlussbericht ist auf der Seite www.deutschlandtakt.de herunterzuladen, die Fahrgastzahlen stehen auf Seite 150 bis 153, und weiter hinten finden sich auch die weiteren Berechnungen. Kann Professor Rademracher das alles besser?

Fazit:
Schuster, bleib bei deinen Leisten! Bei unbedarften Bürgern und ahnungslosen Abgeordneten wird ein solches „Gutachten“ Aufsehen erzeugen, im Bundesverkehrsministerium nur Kopfschütteln. Dieses Papier reiht sich in eine endlose Reihe von unqualifizierten Papieren, die es schwer machen, die _Eisenbahn zukunftsfähig zu machen – aber mehr nicht erreichen.


So viel für heute Abend!




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Rainer Engel, Referent Deutschlandtakt
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