Logo
Guten Tag!


Gegengutachten zur Bahntrasse Hannover – Bielefeld:
Vorschlag wenig zukunftsfähig

Das Gegengutachten zur Neubaustrecke Bielefeld – Hannover, das zurzeit im Auftrag der Bürgerinitiative „Widuland“ erarbeitet wird, ist aus Sicht des Fahrgastverbandes PRO BAHN nicht geeignet, eine zukunftsfähige Lösung für den Engpass vorzuschlagen. Tragfähige Aussagen über sinnvolle Trassen für die Verbindung Bielefeld – Hannover können erst getroffen werden, wenn die Deutsche Bahn die derzeit in Arbeit befindlichen detaillierten Karten über die Raumwiderstände vorlegt.

Ingenieure erarbeiten derzeit im Auftrag der Bürgerinitiative Widuland (Vlotho) eine alternative Trasse mit etwa 48 km Länge von Minden nach Hannover, die die Fahrzeit zwischen Bielefeld und Hannover um nur 7 Minuten verkürzen würde. Diese Trasse muss entweder durch ein großes Landschaftsschutzgebiet nördlich von Bückeburg führen oder unmittelbar am Stadtrand von Bückeburg vorbei gebaut werden und hat daher bereits in Bückeburg zu massiven Reaktionen geführt. PRO BAHN hält es nicht für sinnvoll, ökologische Vorteile für Nordrhein-Westfalen gegen Nachteile ausschließlich in Niedersachsen auszuspielen.
Der zu erwartende Verlauf dieser Trasse im Raum Bückeburg ist in einer Presseveröffentlichung sichtbar gemacht worden und kann hier eingesehen werden:

https://www.szlz.de/region/bueckeburg_artikel,-trassenausbau-gegengutachten-sorgt-fuer-aufregung-in-bueckeburg-_arid,2702393.html

Man sieht auf dieser Skizze sehr gut, wie nah eine Trasse an der Bebauung liegen muss, wenn das nördlich gelegene Landschaftsschutzgebiet gemieden werden soll.

Daneben sieht PRO BAHN keine bundespolitische Basis für eine Fahrzeitverkürzung von nur 7 Minuten. Hinter der Fahrzeitverkürzung stehen die Interessen von mehr als 20 Millionen Bundesbürgern von Aachen bis Berlin, Dresden und Stralsund.
Die Bundesregierung besteht derzeit darauf, die kürzest mögliche Fahrzeit zwischen Bielefeld und Hannover zu realisieren. Um die Fahrzeit von31 Minuten zu erreichen, müssen 78 Kilometer neu gebaut werden, dafür sind mehr als 5 Milliarden Euro veranschlagt. Der Fahrgastverband PRO BAHN schlägt eine Trasse von Bad Oeynhausen bis Seelze zur Prüfung vor, die etwa 4 Milliarden Euro kosten und etwa 36 Minuten Fahrzeit benötigen würde. Damit würde die Fahrt Bielefeld – Hannover um 12 Minuten schneller, zugleich die Fahrt von Osnabrück nach Hannover um mehr als 20 Minuten beschleunigt, so dass auch Niedersachsen von den Beeinträchtigungen durch einen Neubau einen großen Nutzen hätte.
Notwendig für eine solche verkürzte Trasse ist aber Abschied von einer ideologischen Überhöhung von Taktknoten. Hannover ist nicht der Nabel des Deutschlandtakts, zu dem der Bahnhof von der Bundesregierung hochgejubelt wird. Entscheidend für den Fahrgast ist, dass die Anschlüsse passen, nicht aber, dass der große Zeiger der Uhr genau nach oben oder unten zeigt. Je kleiner ein Bahnhof ist, umso wichtiger wird der Taktknoten. Für große Bahnhöfe sind andere Lösungen sinnvoller, weil ohnehin nicht alle Züge gleichzeitig an den Bahnsteig passen.
Dass der Deutschlandtakt im Knoten Hannover nicht sinnvoll durchgeplant ist, zeigt die Tatsache, dass in der Verbindung Bielefeld – München eine Wartezeit von 31 Minuten hingenommen werden muss. Nach Berechnungen von PRO BAHN lässt sich dieser Nicht-Anschluss aufgrund anderer Bedingungen auch nicht beseitigen, zeigt aber auf, dass von Bielefeld nach Hannover die letzte Minute nicht herausgeholt werden muss.
Schließlich wird das Gegengutachten auch Antwort darauf geben müssen, wie der Deutschlandtakt mit 10 Minuten mehr Fahrzeit zwischen Hannover und Bielefeld funktionieren soll. Maßgeblich ist, ob und unter welchen Bedingungen der Taktknoten Magdeburg erreicht werden soll. Nach Berechnungen von PRO BAHN sind 5 Minuten Fahrzeit mit relativ kleinen Maßnahmen kompensierbar, 10 Minuten erfordern hingegen große Investitionen. Die Antwort auf diese Frage darf mit Spannung erwartet werden.

PRO BAHN wird daher im Rahmen der Bürgerbeteiligung zum Neubaustrecken-Projekt darauf achten, dass ein sinnvoller Kompromiss zwischen Beeinträchtigungen der Bürger und den Bedingungen des Deutschlandtakts gefunden wird. Dabei legt PRO BAHN besonderen Wert darauf, den Nutzen einer Neubaustrecke über den reinen Hochgeschwindigkeitsverkehr hinaus zu betrachten. So kann mit einer Kurve bei Hannover eine Direktverbindung von Bielefeld nach Hamburg mit nur 90 Minuten Fahrzeit geschaffen werden. Den Bau dieser Kurve, die nur 200 Millionen Euro kosten soll ist im Deutschlandtakt vorgesehen, nicht aber den Halt des Zuges in Bielefeld. Hier ist Nachbesserung erforderlich.

Weitere Details finden Sie in einer Stellungnahme, die der Landtag Niedersachsen angefordert hatte:

https://neubaustrecke-bielefeld-hannover.de/Download/2021-06-11-Stellungnahme-Lt-Nds.pdf



*

Maßnahmenliste zum Deutschlandtakt veröffentlicht

Am 18. August 2021 hat die Bundesregierung die Maßnahmenliste zum Deutschlandtakt in einem ersten Entwurf veröffentlicht.
Ein übersichtlicher Auszug aus dieser Liste enthält alle Maßnahmen von Dortmund bis Berlin. Hinzugefügt sind Ergänzungen und Kommentare. Diese finden Sie auf

https://neubaustrecke-bielefeld-hannover.de/willkommen/was-beinhaltet-die-massnahmenliste-zum-deutschlandtakt/

Eine erweiterte Kommentierung finden Sie auf

https://neubaustrecke-bielefeld-hannover.de/willkommen/kommentar-zur-massnahmenliste/

Zusammenfassend kann man sagen: Nur im Abschnitt Wolfsburg – Berlin ist gute Arbeit geleistet worden. Alle anderen Abschnitte sind gekennzeichnet durch Vorfestlegungen und fehlende Prüfung von Alternativen, fragwürdige Betriebskonzepte, schlechte Bedingungen für Fahrgäste beim Umsteigen und drohende neue Engpässe.

*

S-Bahn-Konzept Ostwestfalen-Lippe und Neubaustrecke

Der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL) hat Ende Juni 2021 das Konzept „S-Bahn Ostwestfalen-Lippe“ beschlossen. Das Konzept wurde in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan in Bielefeld erarbeitet und sieht vor, binnen 20 Jahren die Voraussetzungen für einen besseren Regionalverkehr zu schaffen. So sind durchgehende Halbstundentakte vorgesehen, auf der ‚Stammlinie Brackwede – Minden ein Viertelstundentakt und neue Expresslinien, so von Bielefeld nach Osnabrück, Paderborn und Altenbeken. Von besonderer Wichtigkeit ist dem NWL, rechtzeitig zu Beginn der Planung der Neubauten auf der Achse Hamm – Minden die Anforderungen für eine zukunftsfähige Infrastruktur zu definieren, um Einfluss zu nehmen.
Dieses Konzept ist im ersten Schritt mit Vertretern von Fahrgastverbänden, unter anderem dem Autor dieser Zeilen, fachlich diskutiert worden. Nunmehr hat die Erörterung auf der Ebene der Kreise und Städte begonnen, um weitere Anregungen aufzunehmen und das Verständnis für die Anforderungen an notwendige Ausbauten zu fördern und einen breiten politischen Konsens für dieses Konzept herzustellen.
Details werden in Kürze über eine eigene Internetseite zur Verfügung stehen. Das Konzept ordnet sich überdies nahtlos in die landesweite Entwicklung solcher Zukunftskonzepte ein.

*

Aus aktuellem Anlass:
Ein Hinweis zu den Wirkungen des Streiks in Ostwestfalen –Lippe und Niedersachsen

Ostwestfalen-Lippe und Niedersachsen sind weit weniger als andere Regionen vom Streik der GDL betroffen. Während die Presse meist nur pauschal von „Die Bahn“ berichtet, sind in der Region nur die Fernzüge der DB, die S-Bahn Hannover, die Linie Hannover – Bremen und das Netz zwischen Braunschweig und Göttingen betroffen. Die „bunten“ Bahnen fahren hingegen weiterhin, sodass an Streiktagen viele Nahverkehrsverbindungen weiter fahren und Ziele wie das Ruhrgebiet, Hamburg, Braunschweig und Bad Harzburg, Halle (Saale) und Kassel und sogar Frankfurt erreichbar bleiben, wenn auch mit erheblich längeren Fahrzeiten. Es lohnt sich, gezielt nach solchen Verbindungen zu suchen, die nicht von der DB betrieben werden.

*

Termine
04. Oktober 2021, 16 bis 19 Uhr Bürgerforum - Vertiefungs-Workshop (Raumwiderstände, Raumordnung)
09. November 2021, 16 bis 19 Uhr Bürgerforum 3. Plenum




Dieser Newsletter braucht finanzielle Unterstützung.
Dieser Newsletter wird finanziell durch den Fahrgastverband PRO BAHN NRW e.V. getragen. Der Fahrgastverband PRO BAHN erhält keine öffentlichen Zuwendungen und ist auf Spenden und Mitgliedsbeiträge angewiesen. Der Fahrgastverband PRO BAHN ist gemeinnützig, Spenden sind steuerbegünstigt. Unterstützen Sie uns, damit PRO BAHN Sie auch weiterhin informieren kann.
Spendenkonto IBAN DE11 3706 0590 0003 8078 00
BIC GENODED1SPK
Mitglied werden - Mehr Info


Danke für Ihr Interesse!

Initiative Deutschlandtakt und
PRO BAHN NRW e.V., PRO BAHN Niedersachsen e.V.
Rainer Engel, Referent Deutschlandtakt